Die Guanchen
Leben unter der spanischen Krone
Die Anzahl der Ureinwohner, die den spanischen Eroberern gegenüberstanden ist bis heute schwer einzuschätzen. Es gibt hierzu nur unzuverlässige Angaben. Diese sagen aus, dass zur Zeit der Eroberung Teneriffas ungefähr 30.000 Guanchen auf der Insel lebten. Dies scheint realistisch, denn der der Mencey Benchomo verfügte bereits über ca. 5000 Mann.
Bei der Eroberung der Inseln gab es nur wenige große Schlachten, in denen eine erhebliche Anzahl von Guanchen getötet wurden. Die meisten Ureinwohner der Inseln gerieten in spanische Gefangenschaft, haben sich ergeben oder flohen in die Berge, in den sie sich bestens auskannten.
Die Guanchen, die sich den Friedensverträgen der Spanier unterwarfen, waren auf den Inseln La Palme oder auch Gran Canaria frei. Dies war auf Teneriffa etwas anders. Hier verfügte das Cabildo (Regierungs-, Verwaltungs- und Repräsentationsorgan einer Insel), im Jahr 1500, dass alle Guanchen und ihre Frauen erst frei sein werden, wenn sie ihrem Herrn sechzehn Jahre lang gedient hätten. 1504 wurde bekannt gegeben, dass alle Ureinwohner gegen Lohn arbeiten sollten und, würden sie nicht aus ihren Verstecken kommen, würde man sie in Haft nehmen. Um sich die Guanchen gefügiger zu machen und um sie einfacher unterwerfen zu können, siedelte man sie von ihrer Geburtsinsel auf ein andere Insel um.
Es gibt Guanchen die versklavt oder in den Südosten Spaniens verbannt. Der größte Teil der Insulaner verblieb jedoch auf den Inseln.
Sucht man in den Geschichtsbüchern, so findet man kaum etwas über die große Anzahl der Sklaven, die auf den ausgedehnten Ländereien der Siedler arbeiten mussten. So ist es kaum verwunderlich, dass man annahm, dass die indigene Bevölkerung größtenteils bereits verschwunden war und die Inseln hauptsächlich von den neu angekommen Siedlern bewohnt wurden. Die Zahl Derer war jedoch verschwindend gering. Viele zog es nach den Eroberungszügen wieder zurück in die spanische Heimat, oder sie wurden dahin zurück geschickt.
Heute kann man davon ausgehen, dass auf Teneriffa etwa 300 Siedler geblieben sind. Der größte Teil dieser Siedler heirateten eine einheimische Frau, andere wiederum holten andere Familienmitglieder vom Festland auf die Insel.
Die Unterlegenheit der Siedler gegenüber den Guanchen wird einem sicher erst dann bewusst, wenn man bedenkt wie viele Sklaven jeder einzelne Siedler hatte, dass es Guanchen in Friedensbünden gab und dass eine weitere große Zahl an Ureinwohnern immer noch Widerstand in der Kriegspartei leistete. Dazu kommt, dass ca. 100 Jahre nach der Eroberung des Kanarischen Archipels 500 Sklaven an die Inseln verkauft wurden. Bei diesen Sklaven handelte es sich hauptsächlich um Nachkommen der nach Sevilla verbannten Sklaven – also wiederum um Guanchen.
Und so bleibt die Gewissheit, dass die spanischen Eroberer die Guanchen nicht komplett auslöschen konnten. Im Gegenteil, in der heutigen Bevölkerung der Kanarischen Inseln muss es noch eine ganz große Anzahl von Nachkommen der Guanchen geben. Auch verschiedene Sitten und Gebräuche sind, trotz der Unterdrückung und dem Versuch alles zu zerstören, was die Guanchen ausmachte, bis heute erhalten geblieben.