Das Leben ohne Tourismus
Landwirtschaft auf Teneriffa
Die Anfänge der Landwirtschaft
Auch wenn es heute nicht mehr den Anschein hat, aber bis zum letzten Drittel des 20sten Jahrhunderts, war die Landwirtschaft die Hauptgrundlage der gesamten Wirtschaft der Insel Teneriffa.
Dies prägte hauptsächlich die Küstengebiete und die Küstenlandschaft. Denn die topografischen Bedingungen dort waren mehr als günstig, um eine kommerzielle Landwirtschaftsentwicklung aufzubauen, deren Erträge vorrangig für den Export bestimmt waren.
Eins war für eine erfolgreiche Landwirtschaft auf Teneriffa unerlässlich. Dies war zum einen ein hoher finanzieller Aufwand und zum anderen ein ausgezeichnetes und gut durchdachtes Bewässerungssystem.
Bevor die erste Pflanze gesetzt werden konnte, mussten die Böden gerodet – hierbei füllte man sie mit Erde von anderen Teilen der Insel auf -, und hochwertige Mauern errichtet werden. Auch die notwendigen Infrastrukturen, wie verschiedene Kanäle, Teiche, unterschiedliche und weitreichende Bewässerungsnetze, oder auch Wege, Zufahrten usw. mussten geplant, entwickelt und gebaut werden.
Völlig im Gegensatz zu den neu entstandenen, landwirtschaftlich optimal nutzbaren Flächen gab es – hauptsächlich in den mittleren Höhenlagen und in den Gipfelregionen der Insel – völlig andere Landflächen. Die Landschaft in diesen Höhenlagen war durch Armut, Kargheit und unbewässerte Landstücke gekennzeichnet und ließ, trotz hohem Arbeitsaufwand, nur einen Anbau für die Eigenversorgung zu.
Diese großen Unterschiede, die zwischen den an den Küsten liegenden Landschaften, die für die Exportlandwirtschaft genutzt wurde, und den Landschaften in den mittleren und höheren Lagen der Insel, die für die Eigenversorgung genutzt wurden, haben sich bis in die heutige Zeit hinein erhalten. Und nicht nur das. Beide Landwirtschaftsarten ergänzten und ergänzen sich perfekt.
In den früheren Zeiten garantierten die landwirtschaftlich genutzten Küstengebiete den Großgrundbesitzern hohe Einnahmen und die Landwirtschaft der höheren Lagen – auch Subsistenzlandwirtschaft genannt – sicherte die Lebensgrundlage für die Bevölkerung der Insel.
Heute nimmt die Subsistenzlandwirtschaft nicht mehr so große Anbauflächen in Anspruch wie in früheren Zeiten. Auch die Anbauvielfalt wurde minimiert. Denn, gegenüber früher, gibt es heutzutage keine un- und unterversorgte Bevölkerung mehr.
Bereits im 16. Jahrhundert musste die Landwirtschaft zum ersten Mal umgestellt werden. Bis dahin dominierte der Zuckerrohr-Anbau. Die Zuckerrohr-Plantagen wurden vor allem in der Gegend um Adeje angelegt, wo die Felder von afrikanischen Sklaven bestellt wurden. Der Anbau des Zuckerrohrs wurde jedoch auf Grund der immer stärker werdenden Konkurrenz die sich in dem Gebiet der Karibischen Inseln aufbaute, in eine unaufhaltsame Krise gestürzt.
Daher setzten die Großgrundbesitzer immer mehr auch den Anbau von Wein und erlangten mit diesem ein hohes Ansehen, dass weit über die Grenzen der Kanarischen Inseln hinaus ging (siehe auch das Kapitel Weinanbau).
Aber auch der Weinanbau geriet in eine schwere Krise und wurde auf Grund dessen auf ein Minimum reduziert. Diese Krise stürzte im 18. Jahrhundert nicht nur die Großgrundbesitzer, sondern die ganze Insel Teneriffa in große, kaum zu bewältigende wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Zusätzlich hatte die Landschaft enorm unter der Rodung der Kiefernwälder zu leiden.
Aber die Menschen der Insel ließen sich auch dann nicht unterkriegen und so spezialisierte man sich – vorrangig während einiger Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts – auf den Anbau der Cochenille (Koschenille), der sogenannten Schildlaus. Die Cochenille ist eine Pflanzenlaus, die sich vorrangig an Kakteen ansetzt. Aus ihr wurde in früheren Zeiten die rote Textilfarbe gewonnen. Schnell entwickelte sich dieser neu gewonnene Wirtschaftszweig zu der wichtigsten Einnahmequelle der Insel. Doch bereits am Ende des selbigen Jahrhunderts musste auch dieser landwirtschaftliche Zweig zum größten Teil aufgegeben werden, da das Anilins, ein synthetischer Farbstoff erfunden wurde und den Farbstoff, der aus der Cochenille gewonnen wurde, ersetzte.
Der für Teneriffa wirklich bedeutende und große wirtschaftliche Aufschwung gelang mit der Einführung des Bananen- und Tomatenanbaus, sowie mit einer grandiosen Anpassung der Kartoffel an die landwirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen der Insel.
An der Nordküste – insbesondere im Valle de La Orotava, im Valle de Guerra und in der Gegend Isla Baja – wurden große und weitläufige Bananenplantagen angelegt. Im Gegensatz zum Norden, blieb der Süden weiterhin karg und so war die Landwirtschaft in den mittleren Höhenlagen des Südens komplett unentwickelt.
Es dauerte noch bis in die Mitte des 20. Jahrhundert, bis man verschiedene Möglichkeiten gefunden hatte, auch den Süden mit ausreichend Wasser zu versorgen, um die dort herrschenden optimalen Sonnen- und Temperaturbedingungen für den Anbau der tropischen Früchte zu nutzen. Endlich konnte man auch im Süden einen wirtschaftlichen Aufschwung spüren, der später durch den Tourismus-Boom noch verstärkt und ausgeweitet wurde.
Und heute?
Heute werden ca. 20% der Insel landwirtschaftlich genutzt. Insgesamt sind mehr als 20.000 Menschen im Bereich der Landwirtschaft tätig.
Von dieser Landfläche werden ca. 54 % landwirtschaftlich genutzt, ca. 20,1% sind Bewässerungsfelder die für den Anbau gedacht sind und gut 144.000 km² bestehen aus Wäldern.
Noch heute wird ein Großteil der Landwirtschaft durch den Anbau von Bananen erzielt. Aber auch verschiedene Obst- und Gemüsesorten, wie zum Beispiel Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Orangen, Mangos, Wein, Zitronen, Erdbeeren, Kiwis, Ananas, Papayas und Avocados gehören zu den wichtigsten Anbau-Produkten. Zudem werden Getreide, Reis, weitere Gemüsesorten, Goldmohn, Zuckerrüben, Aloe Vera und relativ neu, Moringa angebaut. Einen großen Anteil nimmt mittlerweile auch der Anbau von Zierpflanzen, insbesondere der Anbau von Strelizien, Sukkulenten Kakteen und Palmen ein.
Doch die landwirtschaftliche Produktion auf der Insel hat es nicht leicht. Es herrscht ein ständiger Konkurrenz-Kampf, insbesondere in Hinblick auf Tomaten und Bananen, mit den Produkten aus Südamerika und Afrika.
So ist die Landwirtschaft der Insel stets von entsprechenden Subventionen abhängig. Mit ihnen steht und fällt der Anbau von Obst und Gemüse auf Teneriffa.
Der Bananenanbau auf Teneriffa
Die „Insel des ewigen Frühlings“, die mit ihrem 3.718 Meter hohem, majestätischem Teide aus dem herrlichen Blau der Atlantiks hervorragt, wäre wohl ohne die vielen Bananen-Stauden nicht mehr die Selbe. Undenkbar wäre wohl eine Tour über die Insel, ohne dabei den großen Bananenstauden zu bewundern, deren große, hellgrüne Blätter sich geschmeidig im Wind bewegen und aus denen eine überdimensionale, riesige Blüte hervor scheint. Die mächtigen und tief-gelben Bananenhände (Bananenbund, wobei die einzelne Banane auch als Finger bezeichnet wird) bilden einen wunderbaren farblichen Kontrast mit dem Grün der Stauden-blätter und dem Grau-Schwarz des Lavagesteins.
Ein Bild, dass insbesondere den Norden der Insel, hier rund um das Valle de La Orotava, und den Süd-Westen der Insel, hier in der Nähe von Alcalá, prägt.
Die Kanarische Banane – auf spanisch Plátano de Canarias - ist das wichtigste und bedeutendste Obst innerhalb des Kanarischen Archipels. Sie ist nicht nur unverwechselbar, sondern hat zudem ganz besondere und außergewöhnliche Eigenschaften. Daher heißt die Kanarische Banane auch außerhalb der Kanarischen Inseln – so unter anderem auch im deutschen Handel - „Plátano“ und darf die EU-Wertmarken für „Geschützte geographische Angaben“ und „Geschützten Ursprung“ tragen.
Die Tradition des Anbaus
Der Anbau der Bananen auf Teneriffa und dem gesamten Kanarischen Archipel war eine Teil der Eroberungspolitik der Spanier.
Glaubt man den gängigen Überlieferungen, so sollen es englische Kaufleute gewesen sein, die die ersten Stauden dieser eigentliche asiatischen Frucht, aus Guinea mit auf die Kanaren und somit auch mit auf Teneriffa brachten.
Nun, den Kaufleuten war es nicht zu verdenken. Herrschen doch auf den Kanarischen Inseln hervorragende klimatische Bedingungen – viel Licht, relativ hohe Temperaturen von über 20 Grad Celsius im Jahresmittelwert -, die dem Wachstum und dem Reifeprozess der süßen und schmackhaften Früchte zum allerbesten Vorteil gereicht sind. Einzig die kontinuierliche Feuchtigkeit, die zum Gedeihen der Pflanzen notwendig sind, stellt ein größeres Problem dar. Wasser ist Mangelware auf der Insel und so ist die ständige Bewässerung der Plantagen auch in finanzieller Hinsicht nicht unbedingt einfach.
Die klimatischen Voraussetzungen auf den Kanaren sind so gut, dass bereits im ersten Jahr nach der Pflanzung der Stauden die Ernte möglich wird. Wobei ein Staude bis zu 70 Kilogramm wiegen kann und 200 – 300 der krummen, süßen, gelben Bananen fasst.
Wer sich nun wundert, warum die Stauden meist in blaue Folie eingepackt sind, dem sei gesagt, dass diese Folie die doch sehr empfindlichen Stauden vor dem oftmals starken Wind auf der Insel schützen.
Bis ins 19. Jahrhundert galt die Banane als Zierpflanze, da sie sehr wetterempfindlich war. Erst die resistenteren Sorten boten die notwendige Qualität und so wurde die Banane bis 1882 zum wichtigsten Exportgut der Kanarischen Inseln.
Das Besondere der Kanarischen Banane
Klein aber fein und hoch aromatisch – das ist wohl die kürzeste, aber auch die treffendste Beschreibung der Plátano de Canarias.
Die Banane selbst ist kleiner als die, die es in Deutschland (aus Übersee importiert) zu kaufen gibt. Dafür kann sie jedoch mit einem unvergleichlich süßen und wahnsinnig würzigen Geschmack punkten.
Wer einmal eine an der Staude gereifte, kanarische Banane gegessen hat, der kann sich anschließend nur schwer mit den normgerechten Früchten, die in anderen Ländern der EU angeboten werden, anfreunden.
Grund für das außergewöhnliche Aroma ist unter anderem die hohe Lichteinwirkung vor Ort, die die Zuckerbildung in den Früchten verstärkt. Und hier beginnt bereits der große Unterschied zwischen der Plátano de Canarias und den südamerikanischen Bananen. Letztere dürfen nur für drei Monate das tropische Klima an der Staude genießen. Dann werden sie im unreifen Zustand geerntet und gehen dann auf einen wochenlangen Transportweg, in dunklen Containern, in Richtung EU Festland. Ganz anders die Plátano de Canarias. Diese Banane hat in dem subtropischen Klima des Kanarischen Archipels ganze sechs Monate Zeit, um an der Staude zu reifen. Erst dann wird mit der Ernte begonnen und die Früchte stehen dem Handel fast immer innerhalb von maximal einer Woche zur Verfügung.
Durch die lange Reifezeit enthält die Kanarische Banane mehr Wasser und somit schmeckt sie nicht so trocken wie ihre südamerikanischen Konkurrenten.
Ein weiterer großer Pluspunkt, der für die Plátano de Canarias spricht, ist ihr hoher Gehalt an Magnesium, Kalium und Eisen.
Was ist eigentlich eine Banane? Und warum ist sie krumm?
Was viele sicher nicht wissen, die Banane ist eine Beerenfrucht und wächst in Trauben.
Die Bananen sprießen in mehreren Kränzen – diese liegen an der Staude dicht übereinander.
Die Banane ist eine baumartig aussehende Staude, die mehrere Meter Höhe erreichen kann. Allen Bananenarten gemeinsam ist, dass sie mehr oder weniger stark unterirdische Ausläufer bilden. Der Scheinstamm wird durch die Blattbasen der mitunter meterlangen Blätter gebildet. Die Bananenblätter sind nicht gefiedert, aber durch den Wind oft federähnlich auseinandergerissen.
Wegen ihrer Größe werden Bananenstauden oftmals fälschlich als Bäume oder Palmen bezeichnet. Tatsächlich aber bilden die kräftigen Pflanzen aus den Blattscheiden einen sogenannten Scheinstamm. Wilde Bananen haben Samen. Essbare Sorten produzieren in der Regel wenige lebensfähige Samen. Die wurden zugunsten des Fruchtfleisches weg gezüchtet. Bananen werden deshalb vegetativ über Schösslinge aus dem Rhizom fortgepflanzt - das sind verdickte Sprossachsen, die Nährstoffe speichern - oder über Gewebekulturen.
Jeder weiß, dass Früchte, auf Grund der Schwerkraft, immer nach unten wachsen. Nicht so die Banane. Hier ist es genau anders herum.
Jede einzelne Frucht streckt sich den warmen Strahlen der Sonne entgegen und wächst damit nach oben. Da die einzelnen Früchte jedoch aus einer Staude herauswachsen, müssen sie sich sehr stark krümmen, um genügend von dem für sie so wertvollem Licht zu erhaschen. Es ist also die Sehnsucht der Banane nach Sonne und Licht, die ihr ihre so typische Form verleiht.
Die Wirtschaftlichkeit des Bananenanbaus auf Teneriffa
Größe und Aussehen der Plátano de Canarias entsprechen nicht den Normen der EU. Da kann der Geschmack noch so umwerfend sein.
Und doch hat es die Kanarische Banane geschafft und hat Einzug auch auf dem europäischen Festland gehalten. Denn immer mehr Menschen schätzen die wahren Werte der kleinen gelben Frucht, deren Wege nicht allzu weit sind.
Und so ist es heute so, dass über 90% der Bananen des Kanarischen Archipels in Richtung Europäisches Festland verkauft werden. Nur 8% der Gesamtproduktion bleibt zum Verkauf auf den Inseln.
Teneriffa nimmt in Hinblick auf die Bananen-Produktion mit ca. 140.000 Tonnen Bananen den vordersten Platz ein.
Doch es ist nicht einfach für die Insel und das gesamte Kanarische Archipel, die Bananenproduktion aufrecht zu erhalten. Dies hat mehrere Gründe. Da wäre zu erstens die schwere Arbeit, die auf auf den Bananenplantagen zu verrichten ist. Ein zweiter Punkt war der Betritt Spaniens zur EU, durch den sich die wirtschaftliche Lage der Bananenbauern erheblich verschlechterte.
Und ein dritter und ebenso entscheidender Punkt sind die herrschenden Bedingungen. So günstig die klimatischen Bedingungen auf Teneriffa auch sind, sie wiegen die ungünstigen Anbaubedingungen jedoch nicht auf. Um einen optimalen Bananen-Anbau zu gewährleisten müssen künstliche Mauern zum Schutz der Pflanzen vor den Passatwinden, errichtet werden. Zudem führen kontinuierliche, künstliche Bewässerung und Düngung der mittlerweile ausgelaugten Böden zu einer Versalzung.
Diese und weitere Einflüsse lassen die Erzeugerpreise ständig in die Höhe steigen. Sie liegen weit über den mittlerweile in Europa üblichen Marktpreisen.
Als rentabel kann der Bananen-Anbau auf Teneriffa schon seit langem nicht mehr bezeichnet werden. Er ist nur möglich, weil der Anbau der typischen Kanarischen Banane, der Plátano de Canarias subventioniert wird.
Es scheint wie ein Kampf von David gegen Goliath. Und man kann nur hoffen, dass auch in Zukunft möglichst ökologische Wege gefunden werden, dass die kleine, gelbe, schmackhafte Frucht auf Teneriffa erhalten bleibt.
Banane pur? Oder was gibt’s da noch?
Klar, hauptsächlich wird die Kanarische Banane von Einheimischen und Urlaubern als Obst verzehrt. Doch die Verwendung dieser leckeren Frucht ist mehr als vielfältig.
Am berühmtesten ist wohl der „Licor de Plátano“ - ein Likör, der von den Einheimischen der Insel aus Bananen entwickelt wurde. Eine absolute Köstlichkeit, die den wundervollen Geschmack der Kanarischen Banane auf eine andere Art und Weise wieder gibt.
Aber auch in den Küchen und Backstuben der Insel ist die Banane nicht wegzudenken. Ob es nun der leckere Bananenkuchen oder das Gebäck ist, oder ob die Bandbreite von den verschiedensten Gerichten, über die unterschiedlichsten Beilagen zu Fleisch-, Fisch-, Gemüse- oder Reisgerichten, bis hin zu den grandiosen und üppigen Nachtisch-Variationen reicht – die Kanarische Banane ist in vielen Lebens- und Genussbereichen der Tinerfenos ein wichtiger Bestandteil.
„Papa Arrugada“ - Die Lieblingsknolle der Tinerfenos
Wenn ein Tinerfenos über „Papa Arrugada“ redet, so erzählt er auf keinem Fall von seinem, oder einem anderen „runzeligen Vater“. Er erzählt viel mehr von der Lieblingskartoffel der Einheimischen.
„Papas Arrugada“ ist eine in Meersalz gekochte, kleine Runzel-Kartoffel, die bei fast jedem traditionellen kanarischen Gericht ganz selbstverständlich dabei ist. Und was gibt es dazu? Selbstverständlich Mojo verde oder Mojo rojo.
Heute ist die kanarische Kartoffel eines der wichtigsten und authentischsten Nahrungsmittel der Kanaren. Und dies, obwohl die schmackhaften Knollen bis zum 16. Jahrhundert auf den Inseln des Kanarischen Archipels völlig unbekannt waren.
Eingeführt wurde die Kartoffel von aus Amerika rückkehrenden Auswanderern, die die Knollen mit auf die Insel brachten. Dabei stammen die meisten der auf den Kanaren heimischen Kartoffeln aus Peru.
Schnell sprach es sich auf den Inseln herum, wie schmack- und nahrhaft Kartoffeln sind und so wurden die zwölf verschiedenen Arten der schmackhaften Knollen auf schnellstem Wege zu einem der vorrangigen Beilagen im Hinblick auf die kanarische Esskultur. Einher mit dem Siegeszug der Kartoffel entwickelten sich auch die Saucen – Mojos -, die noch heute mit ihren verschiedenen Zubereitungsformen und ihren unterschiedlichen Inhalten, als geradezu optimale Ergänzungen und hervorragende Begleiter für die Kartoffeln, insbesondere für die „Papa Arrugada“ gelten.
Die Kartoffel ist so eng mit der traditionellen kanarischen Küche verbunden, dass die Inselregierung das Bestreben unterstützt, für die unterschiedlichen kanarischen Knollen – ähnlich wie bei kanarischem Wein und kanarischen Bananen – eine Art Gütesiegel zu erhalten. Die Kennzeichnung „Papa de Canarias“ soll dann auf den Etiketten stehen und jedem Verbraucher einen Hinweis darauf geben, dass es sich um die außergewöhnlichen und überaus schmackhaften Knollen der Kanarischen Inseln handelt.
Insbesondere die geschmacklich und farblich außergewöhnliche „Papa Negra“ bedarf dieser Kennzeichnung. Denn sie ist sowohl auf dem Spanischen Festland, als auch in anderen Teilen Europas als grandiose, wenn auch nicht gerade günstige Delikatesse bekannt.
Um die Kartoffel-Erträge der Bauern zu erhöhen betreibt die makronesische Samenbank in den Bergen oberhalb des historischen Ortes La Orotava ein spezielles „Kartoffel-Treibhaus“. Hier können die Bauern Saatgut kaufen, dass nicht nur frei von Vieren und Krankheiten ist, sondern deren zu erwartende Erträge im Durchschnitt auch über denen von herkömmlichen Saatgut liegen. Mit diesem Saatgut gelingt es den Bauern, pro Kilogramm Saat-Kartoffeln einen Ertrag von rund 50 Kilogramm Kartoffeln zu erzielen.
Die Kartoffel an sich ist eine Nutzpflanze und gehört zur Gattung der Nachtschattengewächse. Weltweit werden jährlich rund 300 Millionen Tonnen dieser ca. 13.000 Jahre alten Knollen geerntet. Da verwundert es nicht, dass sich mehr als 5.000 Kartoffel-Sorten über den ganzen Globus verteilen.
Es gibt festkochende, vorwiegend festkochende und mehlige Kartoffeln. Die einzelnen Sorten unterscheiden sich in ihrer Schalen- und Fleischfarbe, ihrem Stärkegehalt und in der Form und der Größe der einzelnen Knolle.
Besonders beliebt auf Teneriffa ist auch die Süßkartoffel – auch Batate genannt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil von vielen Gerichten. Insbesondere in Restaurants wird die Süßkartoffel zur Zubereitung oder als Beilage der unterschiedlichsten Speisen gern verwendet. Wer die Aufzeichnungen die Alexander von Humboldt in seiner Zeit auf Teneriffa gemacht hat genauer studiert der wird feststellen, dass von Humboldt ein Faible für diese Süßkartoffel hatte.
Kartoffelsorten
Die wohl wichtigsten Kartoffelsorten, die auf der Insel des ewigen Frühlings angebaut werden wollen wir hier kurz vorstellen.
Azucena – eine Kartoffelsorte, die es sowohl als Blanca (weiß) oder als Negra (schwarz) gibt.
Die Negra – die dunkle Variante dieser Knolle – ist vor allem im gesamten nördlichen Anbaugebiet, bis weit hinauf in das Hochtal von El Palmar, weit verbreitet und hat einen herausragenden Geschmack. Ihre helle Schwester – die Azucena blanca – ist ihr sehr ähnlich, aber bei weitem nicht so bekannt. Ihr Anbaugebiet erstreckt sich zum größten Teil in den Bergregionen von Icod El Alto bis hinüber nach La Guancha.
Melonera oder Borralla – auch diese Knolle findet man im gesamten Norden der Insel, insbesondere auf den Feldern der Landwirte im Anagagebirge. Die Melonera zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch bei hoher Trockenheit ausgezeichnete Erträge bringt.
Papas Negras – die Papas Negras sind nicht nur eine Sorte Kartoffeln. Unter diesem Oberbegriff fallen gleich mehrere Sorten der herrlich schwarzen Knollen. Sie werden vorrangig im Süden, aber auch in den mittleren Höhenlagen von La Esperanza und La Matanza angebaut.
Was diese „schwarzen Kartoffeln“ so einzigartig macht, ist ihre Farbe – manche von ihnen haben ein goldgelbes Fruchtfleisch -, ihre Konsistenz und vor allem ihr herausragender Geschmack.
Mora – diese Knolle war in früheren Zeit auf der ganzen Insel weit verbreitet. Heute ist sie so gut wie ausgestorben und nur noch im Anagagebirge zu finden. Auf Grund dieser Besonderheit verdient sie eine spezielle Beachtung und Führsorge.
Torrenta – hier nennen sich die Orte Tacoronto, El Sauzal, La Matanza und La Victoria Heimat dieser speziellen Knolle. Insbesondere die kleinen Bauern, die vorrangig für den Eigenbedarf produzieren, wissen um die großen Vorteile dieser Kartoffel-Sorte. Denn sie ist nicht nur sehr schmackhaft, sondern zeichnet sich vor allem auch durch ihre Lagerfähigkeit aus. Daher ist sie bei den Klein-Bauern sehr beliebt.
Colorada de Bago – wie der Name schon sagt, haben wir hier eine „bunte Kartoffel“. Das Anbaugebiet dieser farbenfrohen Knollen findet sich in den mittleren und hohen Lagen des Nordens. Was diese Kartoffel-Sorte von anderen Sorten unterscheidet ist, dass sie erst nach der Ernte, also während ihrer mehrmonatigen Lagerung, ihren vollen und vorzüglichen Geschmack entwickelt.
Eine besondere Steigerung der Qualität erhält diese Knolle, da sie nur sehr langsam keimt.
Zurück zu den „Papas Arrugadas“ - den kanarischen Runzelkartoffeln
Es gibt auf Teneriffa kaum ein traditionelles Gericht, bei denen sie nicht dabei sind. Irgendwie hat man das Gefühl, die „Papas Arrugadas sind einfach überall. Man findet sie als Beilage zu Fleisch- oder Fischgerichten, als Tapa oder auch als komplett eigenständiges Gericht. Da haben andere Beilagen wie gekochte Kartoffel, Bratkartoffeln, Reis, Nudeln oder auch Pommes so gut wie keine Chance. Denn geschmacklich sind die „Papas Arrugadas“ kaum zu überbieten.
Ihren Namen verdanken diese „runzeligen Kartoffeln“ ihrer Optik, die nicht nur unverwechselbar, sondern auch sehr faltig ist.
Die „Papas Arrugadas“ werden immer mit Schale gegessen. Diese Schale ist in eine Salzschicht eingehüllt, die entweder als Pulver oder als grobe Salzkörner an ihr haften. Das Salz ist es, dass den „Papas Arrugadas“ ihren besonderen und einzigartigen Geschmack verleiht.
Auch wenn man es im ersten Augenblick etwas befremdlich findet, „Papas Arrugadas“ werden niemals geschält. Einfach nur zerteilen, eine der verschiedenen Mojo-Saucen drauf und mit viel Genuss verspeisen.