Die Guanchen
Herkunft der Guanchen
Kaum ein Volk gibt den Menschen bis heute so viele Rätsel auf wie die Guanchen. Wo kamen sie her? Wie kamen sie auf die Kanaren? Und seit wann existiert ihre Kultur? Der interessanteste Aspekt jedoch scheint zu sein, ob es Zusammenhänge zwischen den Guanchen und den vermuteten Vorzeit-Kulturen des Atlantik-Raums oder dem versunkenen Reich von Atlantis gibt.
Die Meinungen der Wissenschaftler gehen insbesondere bei diesem Thema stark auseinander. Die einen halten die Guanchen für ein recht junges Volk. Sie vermuten, dass sie zwischen dem ersten Jahrtausend vor und dem ersten Jahrtausend nach Christi von nahegelegenen Kontinenten auf die Insel kamen. Dort wurden sie mit der spanischen Eroberung wiederentdeckt und zählten zu diesem Zeitpunkt ca. 40.000 – 60.000 Einwohner.
Historiker haben da eine andere Auffassung. Sie gehen von einer cro-magnoiden Abstammung der Insulaner und von einer sehr langen Besiedlungsgeschichte. Diese Auffassung wird unter andere durch Skelettfunde bewiesen.
Umstritten ist hier nicht nur die Tatsache, wann das Volk der Guanchen auf die Kanarischen Inseln kam, sondern vor allem auch wie. Zu Fuß? Per Schiff? Teilweise wird sogar davon ausgegangen bzw. vermutet, dass es vor ungefähr 17.000 Jahren eine Land-Verbindung zwischen dem Norden Afrikas und dem Archipel der Kanaren existierte.
Aber auch eine Besiedelung per Schiff wäre möglich gewesen. Denn es gibt zahlreiche Indizien dafür, dass Cro-Magnards bereits während der späten Eiszeit den Atlantik befuhren und diesen sogar überquerten.
Daher ist es sehr wohl möglich, dass das Volk der Guanchen die Kanarischen Inseln auch später über den Seeweg erreicht haben.
Bei Ausgrabungen wurden viele mumifizierte Tote gefunden, die blondes oder auch rotes Haar hatten – ähnlich dem der heutigen Nordeuropäer. Dem Gegenüber ist allerdings anzumerken, dass Größe, Statur und der robuste Körperbau nicht vergleichbar sind mit dem eines Nordeuropäers. Diese Funde kann man auch nicht auf alle Insulaner verallgemeinern. Denn viel blieb nach der Eroberung der Inseln durch die Spanier nicht mehr übrig von den Guanchen. Die Spanier löschten nicht nur die Kultur der Guanchen aus, sie zerstörten auch alle Mumien die sie finden konnten. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Guanchen keine ethnische Homogenität hatten.
Interessanter Weise gibt es in Bezug auf Landwirtschaft, Sprache und Religion – insbesondere im Hinblick auf die Vergöttlichung den Bergen und Vulkanen – deutliche Parallelen zwischen den Guanchen und den Mohorero. Große Unterschiede gibt es hier jedoch bei der Fels-Kunst.
Bei der Felskunst der Guanchen fehlen Menschen und Tiere fast völlig. In der Fels-Kunst der Guanchen dominieren lineare Zeichen, gefolgt von geometrischen Zeichen wie zum Beispiel Pentagramme, Kreise und Dreiecke. Auch wurden symbolische Zeichen, wie Fußabdrücke und Schiffe entdeckt. Sucht man jedoch nach Zeichen die in ihrer Darstellung eindeutig menschlichen Wesen zeigt, so sind die so gut wie nicht zu finden. Dies gilt auch für die Aspekte der Umwelt – Wohnstätten, Waffen … ect.
Wie bereits erwähnt, die Herkunft und die Kultur der Guanchen ist bis heute ein großes Rätsel geblieben.
Aber egal ob es nun eine oder mehrere Besiedlungsphasen gab, ob die Guanchen nun ehemalige Wüstenbewohner der Sahara oder Südwesteuropäer waren – eins ist heute sicher, das Volk der Guanchen war ein stolzes Volk. Ein Volk, was, ebenso wie die Kanarischen Inseln und das antike Wissen das vom 6. Jahrhundert bis ins 8. Jahrhundert irgendwo verloren gegangen ist.
Und so lebten die Guanchen mit ihrer steinzeitlichen Kultur auf dem kanarischen Archipel bis sie von den Spaniern Anfang des 15. Jahrhunderts gewaltsam erobert wurden. Mit dieser Eroberung wurde auch das Ende der Guanchen besiegelt. Ein Teil der Menschen wurde umgebracht, wieder andere versklavt oder auch verschleppt. Eine Kultur, die so alt war, wie die der Guanchen wurde – praktisch über Nacht zerstört und zu Grunde gerichtet.
1441 kam der spanische Franziskanermönch Didakus, San Diego de Alcalá auf die Kanarischen Inseln. Er gründete auf der Insel Fuerteventura das Kloster Fortaventure und missionierte von dort an die Guanchen. Dadurch wurde neben der physischen auch die kulturelle Vernichtung der Ethnie der Guanchen vorangetrieben.