Wetter und Klima
Der Föhn
Auf den Kanaren wehen also praktisch das ganze Jahr über Winde aus nordöstlicher Richtung. Es ist klar, dass im Südwesten einer kanarischen Insel deshalb weniger starke Winde herrschen als im Nordosten bzw. am Nord- und Südrand. Entsprechend windstiller ist es auch auf dem Wasser im Lee der Vulkanberge. Auf denjenigen kanarischen Inseln, die hohe Vulkane in der Inselmitte haben, tritt wegen des Nord-Ost-Passats ein weiterer Effekt auf: der Föhn. Bewohner des deutschen Voralpenlandes erleben an zig Tagen im Jahr angenehmes Föhnwetter. Bei Föhn-Wetterlage hat man von München aus einen traumhaften Blick auf die Alpen; ein warmer, trockener Wind kommt von Süden her. Die Temperatur ist oft 5-10°C wärmer als 100 km weiter nördlich. Wie entsteht Föhn?
Wenn Luft aufsteigt, kühlt sie sich pro 100 m Höhe um ca. 1°C ab. Wer im Sommer auf Teneriffa in Meereshöhe bei 30°C mit dem Flugzeug abhebt, liest in 10.000 m Flughöhe auf dem Flugzeugbildschirm eine Außentemperatur von -70°C ab, also ein Temperaturunterschied von 100°C. Entsprechend nimmt die Temperatur eines sinkenden Luftpaketes alle 100 m um ca. 1°C zu. Aufsteigende Luft kühlt sich deshalb ab, weil der Luftdruck abnimmt. Kalte Luft kann aber weniger Wasser speichern als warme. Steigt also warme, feuchte Luft auf und kühlt sich ab, so ist irgendwann der Taupunkt erreicht, d.h. die Luft kann das in ihr enthaltene Wasser nicht mehr speichern und gibt es in Form von Tröpfchen ab; es bilden sich Wolken. Wer im Winter warme, feuchte Luft ausatmet, erkennt an der Hauchwolke genau denselben Effekt. In dem Moment, wo Luft Wassertröpfchen auskondensiert, wird die sogenannten Kondensationswärme frei. Diese Energie ist in der Luft gespeichert; sie wurde von der Sonne aufgebracht, als sie Wasser verdampfte, welches die Luft aufnahm.
Steigt Luft, die Wasser auskondensiert, 100 m in die Höhe, so sinkt deren Temperatur nicht mehr um 1°C sondern nur noch um 0,6°C. Die frei werdende Kondensation-wärme hält die Luft also warm. Das auskondensierte Wasser fällt beim Aufstieg der Luft in Form von Niederschlägen zu Boden. Wenn hinter dem Berg die trockene Luft wieder absteigt, nimmt sie pro 100 m Höhendifferenz 1°C zu. Da die Luft beim Aufstieg ihr enthaltenes Wasser bereits abgegeben hat, ist sie nun sehr trocken und wärmer.
Betrachten wir als Beispiel eine Luftströmung, die in 500 m Höhe von Nordosten her kommend auf die knapp 2500 m hohe Bergkette auf Teneriffa stößt. Nehmen wir an, die Luft kommt mit einer Temperatur von 20°C am Nordostrand der Insel an. Die heranströmende Luft steigt an den Nord-Ost-Hängen der Insel langsam auf und kühlt pro 100 m Höhe um 1°C ab. In 1500 m Höhe hat sie nur noch eine Temperatur von 10°C.
In 1500 m Höhe habe die Luft auch ihren Taupunkt erreicht, d.h. sie kann bei weiterer Abkühlung das in ihr enthaltene Wasser nicht länger speichern. Folge: Die Luft kondensiert das Wasser aus, es bilden sich Wolken und die Luft kühlt sich auf den nächsten 1000 m nur noch um 0,6°C je 100 m ab. In 2500 m Höhe überquert die Luft mit einer Temperatur von 4°C den Teide-Nationalpark.
Beim anschließenden Abstieg erwärmt sich die Luft je 100 m Höhe wieder um 1°C, so dass sie in 500 m Höhe mit 24°C als sehr trockener und warmer Föhn ankommt. Die Überquerung des 2500 m hoch gelegenen Nationalparks hat die Luft zwar einiges an Wasser gekostet, dafür hat sie um 4°C an Temperatur zugenommen.