Wetter und Klima
Das Meer und der Kanarenstrom
Das Meer und der Meeresboden
Wenn wir von der afrikanischen Westküste auf den Atlantischen Ozean blicken, finden wir westlich der Sahara die Kanarischen Inseln und einige Tausend Kilometer weiter südlich die Kap Verde Inseln. Dazwischen scheint es nichts als Wasser zu geben. Außer dass es sich bei beiden Inselgruppen um vulkanische Erhebungen handelt vermutet man nichts weiter Gemeinsames zwischen den Kanaren und den Kapverden.
Betrachtet man diese beiden Inselgruppen jedoch aus der Sicht eines Ozeanologen oder eines Meteorologen, so haben die Kanaren und die Kapverden eine Menge gemeinsam. Beide Inselgruppen befinden sich auf einer riesigen Tiefseeebene, dem sogenannten Kap Verde Plateau. Würde der Meeresspiegel um 4000 Meter absinken, fände man eine riesige Ebene vor mit dem Kapverden und den Kanaren als Hochgebirge am südlichen und nördlichen Rand. Wer mehrere Tausend Meter auf den Meeresgrund abtaucht findet nicht wie gewöhnlich meterdicken Schlamm sondern roten Lehm, der aus feinen Sandkörnern der Sahara besteht.
Die westlich gelegenen Kanarischen Inseln La Palma, El Hierro, La Gomera, Teneriffa und Gran Canaria sind jeweils eigenständige Berge, die vom Boden der kapverdischen Meeresebene herausragen. Der Teide auf Teneriffa ist demnach kein 3700 Meter hoher Berg sondern eher ein Siebentausender. Die küstennahen Inseln Fuerteventura, Lanzarote und einige kleine Landflecken liegen auf einem gemeinsamen Unterwasserplateau in ca. 1500 Meter Tiefe; sie gehören also gewissermaßen zusammen.
Der Kanarenstrom
Im Kapitel über den Nordostpassat haben wir gelernt, dass in Äquator-nähe permanent Luftmassen aus Nordosten und Südosten am Boden zuströmen, um der aufsteigenden erwärmten Luft Nachschub zu liefern. Der Wind ist einer der Faktoren, die entsprechende Meeresströmungen hervorrufen. Äquatorialströme nennt man die Meeresströmungen, die in Äquator-nähe von den Passatwinden angetrieben jahrein jahraus westwärts fließen. Ein solcher Meeresstrom behält auch seine Richtung bei, wenn zwischenzeitlich eine andere Windrichtung herrscht.
Diese äquatorialen Meeresströmungen befördern permanent Oberflächenwasser von der Westseite eines Kontinents zur Ostseite des benachbarten. Im Atlantischen Ozean fließt also das Wasser von der Westküste Afrikas direkt in die Karibik. So kommt es auch, dass der Meeresspiegel an der Ostküste Nordamerikas höher ist als an der Westküste Afrikas.
Damit der Nord-Äquatorialstrom im Atlantik stets Nachschub an Meerwasser bekommt, fließen ihm an der Westküste Afrikas von Nordosten her der Kanarenstrom und von Südosten her der Bengualastrom zu. Der Kanarenstrom fließt direkt an den Kanarischen Inseln vorbei und zwischen den Inseln hindurch. Er kommt von der Westküste Europas her und bildet damit die natürliche Klimaanlage für die Kanaren.. Die ablandigen Winde in Küstennähe wehen das Oberflächenwasser auf's Meer hinaus, so dass Tiefenwasser aufsteigt. Tiefenwasser ist jedoch reich an Nährstoffen, so dass man um die Kanarischen Inseln herum ein großes Fischreichtum vorfindet.
Das aufsteigende Tiefenwasser hat auch eine deutlich niedrigere Temperatur als das Oberflächenwasser und die Luft darüber. Es sorgt im Bereich der Kanaren nicht nur für dauerhaft angenehme Wassertemperaturen sondern auch für ausgeglichene Lufttemperaturen. Auf die kühlende Wirkung dieses kalten Wassers ist es nämlich zurückzuführen, dass auf den Kanaren im Sommer nicht 40-50°C wie auf der nur wenige Hundert Kilometer entfernt liegenden Sahara-Wüste sondern erträgliche 25-30°C herrschen.